Glänzender Schellack auf Messergriffen – Ein Experiment
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Unter Messermachern wird die Haltbarkeit und das Aussehen von Schellackpolitur auf Messergriffen oft kontrovers diskutiert. Als vorherrschende Meinung gilt, dass Schellackpolitur sich schlecht mit Wasser verträgt und deshalb ungeeignet für Messergriffe ist. Erstens, weil es bei Feuchtigkeit schnell abblättert und zweitens, weil die Schellackpolitur schnell vom Holz abplatzt, falls man das Messer versehentlich mal fallen lässt oder unsanft irgendwo in der Küche ablegt.
Schellackpolitur selbst hergestellt
Nun wollte ich es genau wissen, wie sich der Schellack verhält, wenn er ständig mit Wasser in Berührung kommt. Vor etwa drei Jahren habe ich dann dieses kleine Damast-Gemüsemesser geschmiedet, wie es im oberen Foto zu sehen ist. Den Griff habe ich mit Schalen aus Wüsteneisenholz bestückt und mit Schellack behandelt.
Die Schellackpolitur habe ich wie folgt hergestellt:
Ein kleines Marmeladenglas wurde bis zu einem Drittel mit Schellackplättchen gefüllt. Anschließend mit Spiritus bis zwei Zentimeter oberhalb der Schellacksplitter aufgefüllt. Am nächsten Tag waren die Schellackplättchen aufgelöst, die Politur bereit für einen Test. Ein Probeauftrag brachte keinen gewünschten Erfolg, die Politur war zu dickflüssig. Nach einem zusätzlichen, guten Schuss Spiritus war dann die gewünschte Konsistenz erreicht und die Behandlung konnte erfolgen. Im nachfolgenden Videolink kann man sich ansehen, wie eine Schellackpolitur angesetzt wird: Schellackpolitur anmischen
Exzessive Behandlung
Das Messer wurde anschließend mit der selbst hergestellten Schellackpolitur behandelt. Wichtig ist, festzuhalten, dass ich die Schellackbehandlung ziemlich oft durchgeführt habe. Nicht einfach nur zwei bis drei Mal aufgetragen, wie sonst üblich. Nachdem der Griff mit sehr feinem Schleifpapier (1000er, wenn ich mich noch recht erinnere) glatt geschmirgelt wurde, habe ich die erste Schicht Schellack aufgetragen. Am darauf folgenden Tag habe ich die so behandelten Griffschalen aus Wüsteneisenholz wieder angeschliffen und erneut Schellack aufgetragen. Diese Prozedur habe ich dann an rund 20 (in Worten zwanzig) aufeinanderfolgenden Tagen wiederholt.
Täglicher Gebrauch in der Küche
Nachdem die Schellackpolitur dann ausgetrocknet war, habe ich das kleine Gemüsemesser dann zum Gebrauch in unsere Küche überführt. Ab diesem Tag haben wir es fast täglich genutzt. Vom Apfel schälen, über Gemüse putzen und Kartoffeln schälen waren alle Küchentätigkeiten vertreten. Das Messer wurde immer pfleglich behandelt, nach Gebrauch stets sofort abgespült und mit einem Tuch trocken gerieben. Eine Spülmaschine hat das Messer nie gesehen. Das versteht sich für mich allerdings von selbst für hochwertige Messer.
Messergriff mit Schellack nach drei Jahren Benutzung – Ein Fazit
Wie sieht die Schellackpolitur jetzt nach drei Jahren Benutzung aus? Ganz kurz gesagt: fast wie am ersten Tag. Trotz täglichen Kontaktes mit Wasser, Obst und Fett hat sich die Schellackpolitur auf dem Messergriff super gehalten. Ich bin absolut begeistert vom Ergebnis und kann die Prozedur jedem empfehlen, der dieses glänzende Schellack Feeling gerne mag. Das untere Foto habe ich heute aufgenommen, man sieht kaum einen Unterschied zum oberen Foto.
Gute Messerpflege muss gewährleistet sein
Eine halbwegs ordentliche Messerpflege (von Ausnahmen mal abgesehen) wurde fast immer gewährleistet. Das heißt: Nach jeder Nutzung wurde das Messer abgewischt und abgetrocknet. Denn nur so hat man lange Spaß an Carbonstahl und Damast Messern mit Griffen aus Holz und Schellackpolitur.
Vielen Dank für den Test und dass du deine Erfahrungen teilst! Ich bin noch Unwissender was Schellack betrifft aber werde jetzt mal erste Versuche damit starten. Ich frage mich allerdings ob ich ihn selber auflösen soll oder nicht gleich eine streichfertige Lösung kaufen werde.
Die Schellack-Politur selber herstellen ist überhaupt kein Problem. Mit fertigen Lösungen habe ich keine Erfahrung, ich hab die Politur-Lösung immer selbst gemacht.