Streichriemen / Abziehriemen für besonders scharfe Messer
Du willst richtig scharfe Messer, mit denen man sich vernünftig rasieren kann? Mit denen ein Koch seinen Fisch in hauchdünne Scheiben schneiden kann? Oder Du bist einfach nur ein Freak, der Spaß daran hat, mit seinen Messern Haare zu spalten? In diesem Artikel zeige ich dir, wie ein Streichriemen funktioniert, welchen Riemen du brauchst und welche Abziehpaste besonders gut funktioniert.
Inhaltsverzeichnis:
- 1 Streichriemen / Abziehriemen für besonders scharfe Messer
- 2 Wozu abziehen auf dem Streichriemen oder Abziehriemen?
- 3 Empfohlene Produkte ...
- 4 Haare spalten oder nur rasieren?
- 5 Welcher Streichriemen oder Abziehleder für welches Messer?
- 6 Warum ein Abziehriemen auf Holz?
- 7 Warum ich keinen Hängeriemen benutze?
- 8 Welche Abziehpaste? Blaue, grüne, gelbe, bunte Streichriemenpaste?
- 9 Chromoxid Streichriemenpaste
- 10 Kann man einen Streichriemen selber machen?
- 11 Warum Hartholz?
- 12 Lohnt sich der Eigenbau?
Wozu abziehen auf dem Streichriemen oder Abziehriemen?
Mit einem Streichriemen -man spricht auch oft von Abziehleder oder Abziehriemen- wird die Schneide des Messers poliert und man reduziert den Grat, der sich beim Schleifen auf Wassersteinen oder anderen Schleifmedien gebildet hat.
Haare spalten oder nur rasieren?
Mit dem Abzug auf dem Streichriemen erhält man eine maximale Schärfe. Diese maximale Schärfe ist erreicht, wenn man die aufrecht stehenden Haare am Unterarm in etwa 5-10mm Abstand mit dem Messer schwebend abrasieren kann.
Das gelingt allerdings nicht mit jedem Messerstahl. Bei rostenden Stählen (Carbonstahl) in Verbindung mit einer feinen Chromoxid Streichriemenpaste und einem Abziehleder auf Holz hat es bei mir immer funktioniert. Bei vielen hochwertigen rostfreien (rostträgen) Stählen, funktioniert es auch gut, nur bei Messern aus » Dosenblech « sollte man nicht erwarten, dass man damit Haare spalten oder rasieren kann.
Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit, die Schärfe zu testen, es gibt noch weitere effektive Methoden. Haare spalten ist immer wieder beliebt, um die Messerschärfe zu testen. Meine Messer aus Damast oder Carbonstahl bestehen die Prüfung alle mit Bravour wenn sie auf dem japanischen Wasserstein geschärft und danach auf dem Streichriemen mit Chromoxid-Paste abgezogen werden. Scharfe Messer sind nicht nur in der Küche eine Grundvoraussetzung für erstklassige Ergebnisse.
Welcher Streichriemen oder Abziehleder für welches Messer?
Für Rasiermesser werden oftmals so genannte Hängeriemen genutzt, die sich der Rundung der Rasiermesser sehr schön anpassen. Ich bin nicht unbedingt ein Freund davon, denn man erhält nicht immer gleiche Ergebnisse, wenn man den Hängeriemen nicht immer gleich straff hält. Das passiert auf einem Abziehleder auf Holz nicht.
Herkömmliche Messer -dazu gehören insbesondere auch Kochmesser- sollte man allerdings nicht auf Hängeriemen abziehen, weil der Riemen zu sehr nachgibt und die Schneide verrundet.
Für Kochmesser, Jagdmesser, etc. nutzt man auf jeden Fall einen „starren“ Streichriemen, auch Stoßriemen genannt. Bei diesen Abziehriemen wird das Leder auf Hartholz aufgebracht. Das Leder gibt nicht mehr so stark nach und verhindert ein verrunden der Schneide. Mit dem Leder auf Hartholz schlägt man aber gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Hartholz dient nämlich gleicheitig dazu, das Messer nach dem Ledern ein paar mal mit der Schneide durchs Holz zu ziehen um den Grat zu reduzieren.
Dabei hält man das Messer in verschiedenen Winkeln und zieht ohne Druck durchs Holz. (siehe Bild rechts). Es gibt einseitig belederte oder zweiseitig belederte Abziehriemen. Bei den doppelt belederten Abziehriemen, bleibt das Leder auf einer Seite unbehandelt. Die andere Lederseite wird mit einer Streichriemenpaste wie zum Beispiel Chromoxid behandelt.
Beidseitig oder vierseitig behandelte Abziehleder haben aber einen gravierenden Nachteil: Man darf sie nirgenwo ablegen, denn dann setzen sich Schmutzpartikel im Leder fest, die später Kratzer auf der Messerschneide verursachen können. Ein einseitig belederter Streichriemen hat sich bei mir bis heute bewährt. Den kann man prima mit der Holzseite auf den Tisch ablegen, ohne darauf achten zu müssen, dass kein Schmutz ins Leder gelangt. Vorzugsweise bestellt man zwei Abziehleder, eins behandelt man mit Chromoxidpaste und eins mit gelber Paste, die nur der Lederpflege dient. Oder ein Kombimodell, beidseitig mit Leder bespannt, hier sollte man allerdings eine saubere (Papier)Unterlage benutzen.
Warum ein Abziehriemen auf Holz?
Mein Stoßriemen ist knapp 30 cm lang und knapp 6 cm breit und einseitig mit gutem Leder bespannt. So wie rechts auf dem Bild zu sehen.
Völlig ausreichend für die meisten Messer und Rasiermesser. Der Buchenholzklotz liegt beim Abziehen fest auf dem Tisch, dass ist viel besser, als nur ein Stück Leder, welches man mit einer Hand noch festhalten muss. Außerdem hat man von der Höhe her etwas Freiheit zum Tisch.
Verkantest du das Messer beim Abziehen, beschädigst du nicht gleich die Tischplatte, was mir beim dünnen Lederriemen regelmäßig passierte. Es gibt aber noch ein weiteres Argument gegen einen Hängeriemen, worauf ich im nächsten Abschnitt näher eingehen werde.
Warum ich keinen Hängeriemen benutze?
Wenn ich beim Messer abziehen einen Streichriemen auf Holz benutze, hat das einige Vorteile. Der Größte Vorteil liegt darin, dass ich ein immer wiederkehrendes Ergebnis reproduzieren kann, weil der Riemen nicht durchhängt. Nutzt Du einen Hängeriemen, den du mit der Hand spannst, ist der Durchhang zwangsläufig immer anders. Mit anderen Worten: Du schleifst Dein Messer immer in einem anderen Winkel, zwar nur geringfügig, aber es ist ein anderer Winkel.
Ein weiteres Plus: du legst den Streichriemen auf den Tisch und kannst in Ruhe Dein Messer abziehen, ohne dass du im Stehen mit einer Hand den Hängeriemen spannen musst. Das gilt auch für Rasiermesser, nicht nur für Küchenmesser oder Holzwerkzeuge. Bei Amazon gibt es das Abziehleder auf Holz übrigens mit oder ohne Paste. (PODURO Kombi)
Welche Abziehpaste? Blaue, grüne, gelbe, bunte Streichriemenpaste?
Es gibt Streichriemenpaste wie Sand am Meer. Die Körnigkeit der Pasten wird aber meist nicht, bzw. nur mit „grob“ oder „fein“ angegeben. Eine Klassifizierung ist hier also nur schwer möglich.
Chromoxid Streichriemenpaste
Ich nehme als Streichriemenpaste für den Abziehriemen grundsätzlich grünes Chromoxid in Pastenform. Hier kenne ich die Korngröße der Schleifpartikel und verderbe mir nicht mein Schleifergebnis, welches ich auf einem feinen 3000er ~ 6000er Wasserstein vorab erarbeitet habe. Chromoxidpaste garantiert mir eine gleichbleibende durchschnittliche Korngröße von 0,3 µm – 0,4 µm.
Das Ergebins läßt sich sehen und ist dem Ergebis auf einem japanischen Naturstein sehr nahe und viel günstiger. Die oft erhältliche gelbe Paste, die üblicherweise nur aus Öl oder Fett besteht kann man unbedenklich einsetzen. Sie dient nur der Pflege des Streichriemens und enthält in der Regel keine Schleifpartikel.
Fazit: Abziehen auf dem Streichriemen mit der richtigen Streichriemenpaste bringt eine richtig gute Portion „Extraschärfe“, auf die ich weder beim Rasiermesser noch beim Küchenmesser verzichten möchte.
Kann man einen Streichriemen selber machen?
Mit ein paar Handgriffen und etwas Material, kann man leicht einen Stoßriemen selber herstellen. Man benötigt dazu einen Klotz aus hartem Holz, ein Stück feinstes Juchtenleder, eine Tube oder eine Dose Lederkleber und 3 Schraubzwingen. Der Holzklotz, worauf das Leder geklebt wird, sollte auf jeden Fall aus Hartholz bestehen. Buchenholz oder Eichenholz ist dazu ideal geeignet.
Warum Hartholz?
Ich verwende deshalb Hartholz, weil ich während des Abziehvorgangs die Messerschneide einige Male in verschiedenen Winkeln durch das Hartholz ziehe, um den verbliebenen Grat an der Schneide zu entfernen. Man spricht auch davon, den Grat zu reduzieren, weil ein vollständiges Entfernen nicht immer erreicht werden kann.
Lohnt sich der Eigenbau?
Im ersten Moment sieht solch ein Abziehriemen auf Hartholz recht spartanisch aus. Nur ein Stück Leder auf einen Holzklotz geklebt, sollte man meinen. Der Holzklotz (ca. 30 cm x 6 cm x 3 cm) muss gesägt, gehobelt und geschliffen werden. Anschließend wird das Leder mit einem Ledermesser ausgeschnitten und mit dem Hartholz verpresst.
All diese Dinge müssen besorgt werden und anschließend bleibt noch dreiviertel des Lederklebers aus der Tube übrig. Vermutlich lohnt sich das Prozedere nicht für jeden.
Denjenigen, die sich nicht trauen, oder nicht das richtige Werkzeug besitzen, können einen fertigen Streichriemen kaufen. Bei Amazon gibt es einen Holzriemen, der meinen Ansprüchen gerecht wird. Wer den Aufwand nicht scheut, eine Dose Kleber ein Stück feinstes Juchtenleder und trockenes Buchenholz zu kaufen, kann natürlich den Abziehriemen auch schnell selbst herstellen.